Winterschlaf:
In der freien Natur gehen die Igel je nach Witterung und damit Nahrungsentzug ca. Anfang Dezember in den Winterschlaf. Das ist wie gesagt vom Wetter und dem Gebiet abhängig.
Bei unseren Pfleglingen ist der Winterschlaf unabhängig vom Monat/Witterung, irgendwann zwischen November und März, da für den Antritt nur die Gesundheit und das Mindestgewicht von ca. 700 g – 750 g ausschlaggebend sind. Sind diese Voraussetzungen erst im Jänner erreicht, wird der Igel halt im Jänner zur Ruhe, also kühl bis kalt, gebettet.
Die richtige Reihenfolge nach Auffinden eines Igels in Not:
- eine Woche langsam auffüttern, Kreislauf und Verdauung bei Raumtemperatur (mind. 20 Grad Celsius) plus Wärmeflasche für Igel unter 350 g (und unterkühlte Igel egal welches Gewicht!) wieder langsam aktivieren
- wenn in dieser Woche keine Komplikationen auftreten, der Igel gut zunimmt etc., beginnt man mit der Entwurmung (Kontakte unter „Tierärzte“, aus den Bundesländern bitte gekennzeichnete Tierärzte kontaktieren).
- wir machen keine Wurmtests, weil 99,9 % der Igel verwurmt sind, die Tests das sehr oft nicht anzeigen, weil zu dem Zeitpunkt der Verwurmungsnachweis eher einem Glücksspiel gleicht. Erst mit zunehmendem Futter, Wärme wachsen auch die Würmer, manchmal dann explosionsartig!
- die Entwurmung dauert inklusive Pausen 2 – 3 Wochen, dann muss man mind. 4 (besser 6) Wochen warten, bis der Igel alles verstoffwechselt hat.
- der Igel ist dabei immer noch bei Zimmertemperatur = mind. 20 Grad Celsius, sonst kann er es nicht verarbeiten!
- ist dies alles abgeschlossen, der Igel hat mind. 700/750 g (meistens bewegt sich das Gewicht hier schon um die 1000 g !), kann der Igel in den Winterschlaf
- eine Darmentleerung wie bei Reptilien ist NICHT erforderlich, da Igel schlafen und nicht in eine Starre verfallen. Das heißt: man nimmt den Igel und gibt ihn entweder in die vorbereitete Box, oder mit dem Käfig in das Gartenhaus.
Achtung: NICHT den Igel einfach in den Garten setzen!!! Er hat in Freiheit keine Unterkunft und würde jämmerlich umkommen! Igel brauchen lange Zeit, um einen wetterfesten Unterschlupf zu finden. Es werden der Reihe nach mehrere freie Stellen probiert und dann entscheidet sich der Igel für einen. Im Herbst sind diese Möglichkeiten sowieso schon sehr knapp, wie auch der Zeitdruck hoch ist. Auch wenn Sie ihm ein Häuschen anbieten, heisst das nicht, das er das auch annimmt.
Daher muss der Winterschlaf trotzdem unter kontrollierten Bedingungen erfolgen, z.B. :
* Käfig in ein Gartenhaus stellen
* Käfig auf den Balkon oder Terasse stellen – regenfest, schneefest abdecken. Aber Achtung: Luft braucht der Igel trotzdem.
* Outdoor-Nagerkäfige eignen sich perfekt, da sie niederschlagsfest sind, über zwei Abteile verfügen, und das Dach zu öffnen ist.
Eine Überwinterung im Keller IST NICHT MÖGLICH, da der Keller für einen Winterschlaf zu warm ist. Hierbei kommt es unweigerlich zur Leberschädigung!
Der Igel braucht unbedingt sehr tiefe Umgebungstemperaturen, um tief einschlafen und den Stoffwechsel herunterfahren zu können.
Beim Winterschlaf wird die Körpertemperatur auf 1 – 9 Grad gedrosselt.
Reptilien nehmen die Umgebungstemperatur an und können somit bei Minusgraden auch erfrieren. Igel sind KEINE Reptilien, sie schlafen und fallen nicht in eine Starre! Erfrieren können Igel nur, wenn sie nass werden, zu mager sind, oder kein „Nest“ mit z.B. Strohdämmung haben.
„Gesunden“ Igeln = unauffälligen Igeln, sollte man unbedingt einen Winterschlaf ermöglichen, da sie sonst aus dem Rythmus kommen und dann im Freigehege als erstes mit dem „Winterschlaf“ bei schon zu hohen Temperaturen, mit allen negativen Folgen, beginnen.
Als Einstreu wird wieder wie gewohnt Pressstreu/Kleintierstreu genommen, man kann zusätzlich für den Schlafbereich Stroh nehmen. Bitte keinesfalls Heu: das schimmelt leicht, zieht Feuchtigkeit an!
Bitte achten Sie peinlichst darauf, dass die Schlafstelle TROCKEN ist.
Wenn der Igel in der Feuchtigkeit liegt und diese friert, gibt es schlimme Verletzungen!
Das gewohnte in Wasser aufgeweichte Katzentrockenfutter wird weiterhin gegeben, bis der Igel von sich aus nichts mehr nimmt. Die Fütterung keinesfalls, wie auf manchen Seiten angeführt, einstellen. Das kann bei aufgezogenen Igeln die Leber nachhaltig schädigen! Jeder Igel geht irgendwann schlafen – auch wenn er weiter gefüttert wird. Das ist sein Instinkt und wird sehr über die Temperatur geregelt.
Bei Frost immer zur selben Zeit füttern. Igelpfleger kennen „ihre“ Igel, wann sie zum fressen kommen.
Statt Wasser kann man bei Frost ev. vorhandenen sauberen (frisch gefallenen) Schnee in die Schüssel geben.
Wenn der Igel fest eingeschlafen ist, und von sich aus kein Futter mehr nimmt, wird nur mehr eine kleine Portion = 1 Kaffeelöffel trockenes Futter als Notration hineingestellt. Fehlt etwas oder alles bitte aufpassen, ob der Igel nur einen Snack genommen hat oder wieder munter ist. Ist er munter wieder normal füttern und schauen, ob er nach kurzer Zeit wieder schlafen geht oder krank ist.
Igel wachen immer wieder auf, fressen (so sie etwas finden), entleeren sich und schlafen weiter. Deshalb stellen wir den schlafenden Igeln immer eine kleine Notration für den „kleinen Hunger zwischendurch“ zur Verfügung.
Schlafen auch kleine Igel ein?
Ja, aber sie haben durch das Aufrechterhalten der Körpertemperatur und dem dafür notwendigen Energieverbrauch zu wenig Reserven, um wieder aufwachen zu können. Deshalb sterben sie, wenn sie mit zuwenig Gewicht einschlafen.