Wollen Sie einen hilfsbedürftigen Igel selbst versorgen?
Grundsätzlich muss man zwischen Igelsäuglingen, Igelkindern und erwachsenen, verletzten Igeln unterscheiden.
Igelsäuglinge: von 10 bis 250 g, anfangs noch blind, rosa, weisse Stacheln, dann wie erwachsener Igel in Miniformat
Igelkinder: über 250 g, Augen offen (ev. klein wegen Dehydration), graue, harte Stacheln
Alter |
Hautfarbe |
Stacheln |
Fell |
Augen Ohren |
Zähne |
Gewicht (g) |
Neu geboren |
rosa |
weiß |
ohne |
geschlossen |
keine |
12 – 25 |
1 Woche |
rosa |
einzelne dunkle |
ohne |
geschlossen |
keine |
30 – 50/60 |
2 Wochen |
grau |
dunkel |
etwas Flaum |
öffnen sich |
keine |
60/80 – 100 |
3 Wochen |
grau |
dunkel |
vorhanden |
offen |
stoßen durch |
100 – 130/140 |
4 Wochen |
grau |
dunkel |
dichter |
offen |
vollzählig |
140 – 180/250 |
5 Wochen |
grau |
dunkel |
dicht |
offen |
vollzählig |
250 – 300 |
Prinzipiell raten wir dringend von Erstversuchen bei Igelsäuglingen ab. Gut gemeint, heisst nicht gut gegangen! Je kleiner ein Igelsäugling ist, desto weniger verzeiht er Pflegefehler und stirbt gleich oder Tage später. Igelsäuglinge gehören VOR der ersten Ersatzmuttermilchgabe in erfahrene Hände. Ab der ersten Ersatzmuttermilchgabe haben Sie die Verantwortung für dieses Wesen übernommen und müssen es bis zum Gelingen (selten) oder dem Tod (leider häufig) durchziehen. Denn auch ein Pflegerwechsel ist sehr schlecht.
Wenn Sie sich dennoch für einen Versuch entscheiden, oder weil keine andere Abgabemöglichkeit besteht, fordern Sie bitte HIER den Aufzuchtsplan VOR der ersten Milchgabe an. Nachher ist zu spät!
Achtung: Ersatzmuttermilch ist ein Pulver für Babykatzen (nicht Menschenkinder), das mit heißer Flüssigkeit angerührt wird.
Es ist KEINE andere Milch wie z.B.: Kuhmilch, Katzenmilch, Ziegenmilch, Kondensmilch etc.!
Diese Milcharten schaden den Igelbabys und können zum Tod führen!!!!
Gerne senden wir Ihnen ein Infoblatt für die richtige Mischung (= abweichend von der Packungsbeilage) gratis per mail! office@igel-hilfe.at (Betreff: Aufzuchtplan)
Tierärzte sind nur dann als Ansprechpartner geeignet, wenn sie schon selber Igelsäuglinge erfolgreich hochgebracht haben!
Grundsätzlich brauchen Igelsäuglinge, wie der Name schon sagt, Muttermilch. Sie werden von der Igelmutter bis ca. 300 g/5. Lebenswoche, manchmal länger gesäugt. Dies auch wenn sie teilweise schon feste Nahrung zusätzlich aufnehmen. Auch wenn sie schon Milchzähne haben! Wenn die kleinen Igel schon die Mutter verloren haben, ist es an uns, ihnen diese wichtigen Nährstoffe fürs Leben ersatzweise zu geben. Was der kleine Igel an Nährstoffen nicht bekommt, hängt ihm ein ganzes, dadurch vielleicht kurzes, Leben nach!
Für die ergänzenden Tipps zur Aufzucht von Igelsäuglingen unter 250 g, rufen Sie bitte sofort nach Auffinden, Abwiegen und Wärmeflasche hineinlegen (!!!) an! Da diese Winzlinge individuell abgestimmte, besondere Betreuung brauchen, wäre es unverantwortlich, hier eine allgemeine Empfehlung herzuschreiben.
Folgende Tipps gelten für die Pflege von Igelkindern über 250 g, die schon zusätzlich Festfutter fressen, nicht mehr unbedingt Ersatz-Muttermilch brauchen, herumrennen und verletzten Igel.
Bevor Sie beginnen:
Drücken Sie in Ihren Gedanken den großen RESET-Button !
Vergessen Sie alles, was Sie bisher und früher gehört haben oder man Ihnen in Geschäften als „gut“ verkaufen will. Behalten Sie nur die Natur im Auge/Kopf. Hinterfragen Sie alles im Vergleich mit der Natur vor der Türe!
Ein kleiner, kranker Igel braucht Hilfe, besondere Bedingungen, vergleichbar mit einem Krankenbett oder sogar einer Intensivstation, und keinen „Reitstall“ als Auslauf!
Umgekehrt gehört kein gesunder, kräfiger, grosser Igel in menschliche Obhut, sondern in die große Freiheit!
Das ist auch der Unterschied zwischen „notwendiger Kurzzeitpflege“ und „Haltung“!
Keine Igelstation kann mehr als 0,5 m² für einen Igel anbieten. Auf diesem Platz = Käfig mit 100 x 50 cm, sind oft sogar 2 oder 3 Igel je nach Größe und Alter untergebracht. Zuviel Platz ist unter Umständen kontraproduktiv, da Sie Kot und Urin beobachten müssen. Ein Igel läuft nur dann, wenn es ihm nicht gut geht, oder er Hunger hat. Trotz des kurzfristig geringen Platzangebotes (vor und nach dem Winterschlaf) bekommt KEIN Igel dadurch Lähmungserscheinungen! Das können Sie wirklich glauben!
Wenn Sie auf anderen Seiten oder von „erfahrenen“ Leuten gehört haben, Sie sollen Faschiertes, abgebratenes Ei, Haferflocken, Fisch, Bananen füttern, fragen Sie sich bitte, ob die Igel bei uns das alles finden, ob das damit richtig sein kann! Es liegen wirklich selten Kuh und Schwein gewolft in der Gegend herum, gebratene Eier gibts nichtmal bei 40 Grad plus im Sommer auf der Wiese, ja und die Bananenstauden gibts bei uns auch in keinem Wald, oder? Ganz selten sind auch Getreidemühlen oder Angeln im Besitz von Igeln zu finden. Zumindest ist bisher kein Fall bekannt.
Somit löschen Sie alles aus dem Gedächtnis und beginnen Sie ganz neu!
Die Kurzzeithaltung eines gefundenen Igels, der aus dem Säuglingsalter heraus ist, also mehr als 300 g hat, entspricht der Haltung, dem Aufwand und dem Geruch, wie man früher Meerschweinchen gehalten hat – also ein Käfig mit Streu, Häuschen, Futterschüssel und Wasserschüssel.
Das Futter ist in Wasser aufgeweichtes Katzentrockenfutter (ev. für Katzenbabys).
Nach einer Woche kommt die Entwurmung dran.
AUS! Das ist alles. Und es funktioniert!
Grundsätzlich benötigte Ausrüstung:
* Eine große Wanne (Mörtelwanne/weisse, große Aufbewahrungsboxen) für kleine Igel
* Ein Meerschweinchen-/Kaninchenkäfig ab ca. 100 cm für größere Igel, die sich nicht mehr im senkrechten Gitter erhängen können. Es gibt aber schon Käfige, die nur waagrechtes Gitter haben.
* Einstreu
* Schuhschachtel als Häuschen
* 1 flache Wasserschale
* 1 flache Futterschale
* Flohspray von „BIOSCHUTZ LINIE“ (siehe Bezugsquellen)
* Trockenfutter für Katzenkinder, z.B. „ZOE Katzenwelpen“ (siehe Bezugsquellen), Royal Canin.
* Wasser
* Küchenwaage für tägliches Abwiegen
* Wärmeflasche, Snugggle Safe oder Reptilienheizstein mittlere Größe
Unterbringung:
Je kleiner ein Igel ist, desto weniger Platz braucht er, soll er haben! Bedenken Sie, dass er normalerweise mit seiner Mutter und mit ca. 5 Geschwistern in einer kleinen Nestmulde liegt. Das bedeutet Geborgenheit. Viel Platz ist daher Stress, eben weil Verlust der Geborgenheit. Ganz schlimm ist es, Igelkinder immer wieder zwischendurch in den Garten „zum Laufen“ zu setzen. Das ist Stress pur und kann sich sehr negativ auf den Allgemeinzustand auswirken. „Draussen“ ist fremd, riecht anders, ist besonders im Herbst kalt und es bedeutet „Gefahr“!
Wie auch weiter unten beschrieben, sind die Haupttätigkeiten eines Igels schlafen – fressen – koten. Läuft er herum, hat er Hunger, Bauchweh oder bekommt bereits schlecht Luft (Lungenparasiten und damit Entzündungen).
Erst im Frühjahr kommt noch der steigende Hormonspiegel, die beginnende Geschlechtsreife dazu. Aber da gehts dann eh schon ins Freigehege und in die große Freiheit.
Die oft im Netz zu findenden 2 m² pro Igel sind in keiner Igelstation vorhanden! Trotzdem oder gerade deshalb werden dort mehr Igel durchgebracht, als bei Leuten, die die Igel ein paar Stunden am Tag laufen lassen. Ein Käfig mit 100 x 50 cm = 0,5 m² ist völlig ausreichend. Gerade im Herbst vermeidet jeder Igel instinktiv jede Bewegung, um mehr und schneller Fett für den Winterschlaf anzusetzen.
Also nochmals: lassen Sie bitte den Igel in der Mörtelwanne bzw. dann im Käfig! Setzen Sie ihn maximal während der Putzarbeit in eine Schachtel und dann gleich wieder zurück in „sein Revier“, zu seinem Geruch! Igel brauchen nicht den oft kolportierten „Auslauf“ , sondern Ruhe und Geborgenheit.
Bitte daher auch keine Putzmittel verwenden, nur heisses Wasser. Igel verweigern meistens einen ganzen Tag/Nacht die Nahrungsaufnahme, wenn ihre Umgebung plötzlich anders riecht.
Vermeiden Sie bitte auch ein herumtragen, spielen. „äusserl gehen“ durch und mit Kindern! Igel sind Wildtiere, die sehr leicht gestresst sein können. Sie zeigen es aber erst durch Gewichtsabnahme oder Tod!
Auch Besuche in Kindergärten und Schulen sind für diese Wildtiere mit enormen Stress verbunden, deshalb auch nach dem TSchG VERBOTEN !
Temperatur:
Ein Igel braucht Zimmertemperatur (ca. 20 Grad Celsius) um gedeihen zu können. Kleine und schwache Igel benötigen zusätzliche Wärme in Form einer Wärmeflasche oder mit warmen Wasser gefüllten Plastikflasche. Snuggle Safe, Reptilienheizsteine sind langfristig wunderbare Wärmequellen.
Nicht zu empfehlen sind alle Arten von Lampen, die zu Dehydration und Verbrennungen führen können.
Ungeheizte oder minimal geheizte Keller und Räume ohne Tageslicht sind keine tiergerechten Unterbringungsorte für Igel!
Einstreu:
Hobelscharten = Pressstreu = grobe Sägespäne = Kleintierstreu = Pferdeeinstreu
Diese weiche, saugfähige Streu ist in fast jedem Supermarkt in Kleinpackungen erhältlich. Es gibt sie aber auch in Großpackungen zu 20 kg als Pferdeeinstreu. Pressstreu wird aus unbehandeltem Weichholz hergestellt und ist entstaubt, damit es auch für Allergiepferde verwendet werden kann. Was für edle, staubempfindliche Lippizaner gut ist, kann für unsere Igel nicht schlecht sein, oder?
Bei der Pflege auf Hobelscharten/Pressstreu kommt es auch nicht so oft zur Eigeninfektion. Denn auf Zeitungspapier laufen die Tiere immer wieder durch die eigenen Exkremente und lecken sich dann die Pfoten. So oft kann man das Papier gar nicht wechseln, dass dies nicht der Fall wäre. Bei Hobelscharten wird der Kot und Urin gleich ein bisschen aufgesaugt und abgedeckt und somit ist kein starker direkter Kontakt mehr gegeben. Es stellt sich auch die Frage, ob Druckerschwärze oder die Farbstoffe von Zeitungspapier den Igeln schaden können.
Wenn ein Igel Verstopfung hat, dann nicht wegen der Hobelscharten!!
Leider hält sich dieses Ammenmärchen noch immer. Besonders kleine oder kranke und neue Igel wollen sich dringendst vergraben, um ein Sicherheitsgefühl zu haben. Auf Zeitungspapier haben sie Streß. Wenn eine Kotprobe genommen werden muss, oder man ihn beobachten will, kann man kurzfristig auch zerrissenes Küchenpapier, WC-Papier verwenden.
In den Hobelscharten kann auch sehr gut die natürliche Futtersuche nach Würmern geübt werden. Das ist gleichzeitig eine nette Beschäftigung für den Igel.
Bitte keine Katzenstreu verwenden!!! Auch Sägemehl, Pellets, Laub, Stroh und Heu sind für die Aufzucht und besonders in der ersten Zeit der Pflege nicht geeignet!
Futter:
Igel sind Insektenfresser, die auch mal gerne Fleisch fressen. Sie haben einen kürzeren Darmtrakt als Katzen, können daher pflanzliche Kost wie Obst, Gemüse, Nüsse etc nicht aufschliessen! Sie brauchen hochwertiges, leicht verdauliches Eiweiss. Igel sind keine Vegetarier/Veganer!
Ein hochwertiges Katzenwelpen(Kitten)-Trockenfutter in Wasser aufgeweicht: dieses beinhaltet alle nötigen Nährstoffe wie Eiweiss, Kalk, Vitamine und Ballaststoffe in ausreichender und richtiger Kombination. Es ist am ehesten als Aufzuchtfutter für Igelkinder und Zufutter für freiliebende Igel geeignet. z.B. Zoe, Royal Canin, Select Gold, Eukanuba, Hills…..
Dieses Futter entspricht aufgrund der Zusammensetzung noch am ehesten der natürlichen und damit artgerechten Ernährung eines Igels und wird gut vertragen. Schliesslich sind auch Katzen Fleischfresser.
Wenn schon Zähne vorhanden sind, kann man zusätzlich Mehlwürmer, wenn der Igel größer und kräftig ist, zusätzlich Zophobas füttern. Diese bei kleineren Igeln nur geköpft geben!!! Dies ist aber im Herbst nicht nötig. Im Frühjahr zur Vorbereitung auf die Freiheit sind sie aber sehr empfehlenswert.
Wenn es ein sehr kranker Igel ist, der Medikamente bekommt, und/oder schlecht frisst:
Aufbaunahrung: Säckchen zum Anmischen, die eine fast weisse Mischung ergeben, sind NICHT geeignet (Milchbasis).
Ein spezielles Tonikum für Katzen ist dagegen sehr hilfreich.
Nach der Entwurmung, ev. Wochen danach, kann es sein, dass Igel plötzlich das Futter verweigern. Diese Igel fressen dann für einige Zeit ausschliesslich Mehlwürmer und Zophobas. Die Erfahrung hat dies gezeigt, nachdem ein Kratzer abgegangen ist, und allem Anschein den Darm verletzt hat. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem Chitinpanzer der Mehlwürmer und Zophobas, die die Heilung begünstigen. Nach dem Verzehr von Zophobas haben Igel sehr großen Durst (nur Wasser!!), was wiederum gut für den ganzen Stoffwechsel ist. Fotos von Kratzern sehen Sie hier.
Alles andere (Ei, Kalk, Vitamine etc): kein Bedarf, da im Katzenwelpen/Kitten-Futter bereits alles drinnen ist!
KEIN „Igelfutter“, feucht oder trocken: dieses ist nur teuer, und aus unserer Sicht nicht empfehlenswert! Jedenfalls ist es nicht als Alleinfutter geeignet und kann getrost weggelassen werden. Wenn man die Inhaltstoffe ansieht, weiß man spätestens bei „Bäckerei(neben)erzeugnisse“ warum, auch wenn es manchmal als „Getreide“ deklariert ist. Es ist gut als Vogelfutter oder für Bären, aber nichts für einen kurzen Igeldarm. Der kann das nicht verwerten und damit hat der Igel zwar etwas im Magen, aber keine Nährstoffaufnahme! Nochmal: ein Igel ist kein Vegetarier und kann Obst, Gemüse, Nüsse etc. nicht richtig verdauen!
Zusammensetzung der diversen „Igel“futtermischungen:
Vitakraft: Getreide, Weich- und Krebstiere, Öle und Fette, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Nüsse, Gemüse, Früchte, Saaten, Insekten, Honig (0,5%), Mineralstoffe, Eier und Eierzeugnisse, Hefen, Inulin.
Vitakraft 25 kg: Getreide, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse , 22,3%, Weich- und Krebstiere 15%, Öle und Fette , 12,1%, Pflanzliche Nebenerzeugnisse, Nüsse 2%, , Früchte 2%, Gemüse, Insekten (Mehlwürmer 1%), , Hefen, Mineralstoffe
Claus: Honig, Bäckereierzeugnisse, Getreide, Früchte, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Weich- und Krebstiere, Nüsse, Insekten, Mineralstoffe.
Igel-Delikatesse: Getreide, Huhn, Rinder- und Hühnerfett, Hühnerleber, Lachsöl, Ei und Eierzeugnisse, Erdnussstückchen, Krebstiere, Haferflocken, Mehlwürmer und Rosinen.
Premium Igelfutter: Getreide, Nüsse, Früchte, Rosinen, Honig, Insekten, Fleischstückchen, Gemüse, Garnelen-und Krabbenteile, pflanzliche Eiweissextrakte sowie Öle und Fette.
Quiko: Backerzeugnisse, Hirse, Beeren, Mais, Soja, Nüsse, Karotten, Garnelen, Honig, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Öle und Fette.
JR Farm Igel-Schmaus: Früchte (Bananen 3%, Äpfel 2,5%), Weich- und Krebstiere, Getreide, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Insekten, Öle und Fette, Gemüse, Honig 4%, Nüsse, Mineralstoffe
Beaphar: Bäckereierzeugnisse, Öle und Fette, Getreide, pflanzliche Eiweißextrakte, Saaten (6%), Früchte (4%), Weich- und Krebstiere, Zucker, Nüsse (1,5%), Hefen (am Packungsbild ist ein Afrikanischer Weissbauchigel)
Chapelwood Premium Igelfutter: Granulat (Weizen, Fleisch und Knochenmark, Vollkornmais und Sojaöl), Rosinen, Bananen-Chips, und geschrotete Erdnüsse (Approved bei Wild Bird Life)
Living World, Sonnenschein Igelfutter: bei Amazon keine Inhaltsstoffe angegeben!
Unsere Meinung: diese „Igelfutter“ sind optimal zur Fütterung von Vögeln und Eichhörnchen geeignet, keinesfalls aber für Igel! Schon überhaupt nicht als ALLEIN- oder HAUPTfutter!
KEIN Faschiertes/Frischfleisch: dieses verdirbt bei Zimmertemperatur sehr schnell und ist damit eine extreme Krankheitsquelle (Bakterien, Pilze)
KEIN Katzendosen/-feuchtfutter. Dieses führt sehr oft zu Durchfall, weil der Darm sowieso von den Würmern geschädigt/entzündet ist. Es wird generell schlecht vertragen, was zu einer sehr intensiven Geruchsentwicklung beim Igel führt. Natürlich fressen Igel das Dosenfutter sehr gerne, auch wenn es ihnen nicht gut tut. Grund: der Zuckeranteil!
Sollten Sie aber viel Geld ausgeben können/wollen: es gibt Katzendosenfutter mit einem Fleischanteil von ca. 70 % und mehr und ohne Zuckerzusatz. Diese Dosenfutter können Sie geben. Aber das fällt bei der nötigen Futtermenge für einen Igel fast schon in den Luxusbereich. Das ist auch der Grund, warum wir damit keine Erfahrungswerte anbieten können, ob sie diese wirklich soviel besser vertragen.
KEINE Hundewurst: WÜRDEN SIE DIESE IHREM HUND FÜTTERN????? Hoffentlich nicht! Wieso dann dem kleinen Igel????
KEIN Hundefutter: ist nicht geeignet, da zuwenig Fett und Eiweiss darin enthalten sind.
KEINE Haferflocken, Bananen, Nüsse, Äpfel, Rosinen, Avocados, Käse etc:
Igel sind reine Fleisch- und Insektenfresser. Sie können diese Nahrungsquellen nicht oder nur ganz schlecht aufschliessen.
Früher dachte man, man tut den Igeln damit Gutes. Manche stehen auf dem Standpunkt „das haben wir immer so gemacht“. Aber ein Blick in die Natur müsste jeden davon überzeugen, dass diese Nahrung für einen wildlebenden Igel durchwegs unerreichbar ist. In den Supermarkt einkaufen gehen die Igel wohl nicht, oder?
Einwand: Katzenfutter ist auch nicht natürlich!
Stimmt! Aber im Gegensatz zu anderem Ersatzfutter ist es durch Futterstellen von z.B. Streunerkatzen für Igel jederzeit erreichbar! Außerdem sind auch Katzen reine Fleischfresser und das Futter entsprechend für sie verdaulich und verwertbar.
Fallobst interessiert Igel hauptsächlich wegen der darauf und darin befindlichen Insekten!
Wir empfehlen KEIN Ei zu geben!
Gestocktes Ei ist ein leider immer wieder empfohlenes reines Not-Futter, wenn wirklich gar nichts anderes zur Hand ist. Aber da bei fast jeder Tankstelle Katzentrockenfutter erhältlich ist, sollte auch am Wochenende und nachts die Beschaffung besserer Nahrung als Ei und dergleichen, selbst für tierlose Haushalte, kein großes Problem darstellen. Es ist auch erwiesen, dass gestocktes Ei, da unnatürlich, Verdauungsprobleme verursachen kann.
Wichtig:
Wenn Sie aufgeweichtes Katzenwelpen(Kitten)-Futter füttern, stinkt der Igel nicht! Anders ist es bei Nassfutter etc.! Sollten Sie bisher Nassfutter verwenden: probieren Sie es – Sie werden den Unterschied sehr rasch merken!
Zur Ernährungs-Information hier auch ein Auszug aus
„Das Igel-Bulletin, offizielle Publikation des Vereins Pro Igel e.V.“ :
„Etliche „Igel-Experten“ treiben mit ihren Rezepten, deren umfangreiche Zutatenliste jeden Spitzenkoch vor Neid erblassen ließe, gutgläubige Igelpfleger schier zur Verzweiflung. Es seien hier nur einige dieser Beigaben aufgezählt:
Nüsse aller Art, Rosinen, Apfel- und Bananenstücke, Avocados, Honig, Quark, Käse, Joghurt, Fisch (schwarzer Heilbutt!), Butterkekse.
Dazu kommt, dass diese Zutaten nach dem Wunsch der Erfinder solcher Rezepte auf ganz bestimmte Weise verabreicht werden müssen; es gilt also etwa, Erdnüsse zu vierteln oder Apfelwürfel abzuzählen, den Teelöffel Quark nur einmal, den Fisch aber zweimal wöchentlich beizufügen.
Die Urheber solcher Fütterungsanweisungen haben niemals ausgerechnet, welche Nährstoffzusammensetzung eigentlich aus diesem Konglomerat von Einzelstoffen resultiert und können deshalb nicht begründen, weshalb der Igel diese oder jene Substanz angeblich unbedingt braucht.
Da viele Igel, die zur Pflege aufgenommen werden, Probleme mit Magen und Darm haben, ist es umso unsinniger, ihnen alles mögliches unter das Futter zu mischen: Es lässt sich dann nicht feststellen, ob z.B. der grüne Kot ein Zeichen für eine Darmentzündung ist, oder nur die Folge einer Quarkgabe.
Nach dem Motto «Obst ist gesund» werden dem Futter oft Früchte, also Äpfel, Rosinen, Bananen, Avocados, Birnen und Trauben, beigegeben.
Sie gehören jedoch nicht zum Nahrungsspektrum der Igel. Dies sollte jedem schon allein deshalb einleuchten, weil Obst nur kurze Zeit im Herbst verfügbar ist und z.B. Bananen oder Avocados bei uns überhaupt nicht vorkommen.
Viele Säugetiere, auch Igel, schätzen Süßes. Das ist ein Grund dafür, warum Igel z.B. reife Bananen oder Birnen in kleinen Mengen nicht verachten. Sieht man jedoch einen Igel in der Natur an einem Apfel, klaubt er dort meist nur die Insekten ab. In Zeiten, in denen Insektennahrung rar ist, wird ein Stacheltier mit knurrendem Magen vielleicht auch einmal an Fallobst nagen, so wie hungernde Menschen in Notzeiten an Gras oder Baumrinde kauen.
Igel sind nun mal keine Pflanzen- sondern Insektenfresser. Deutlich wird dies vor allem, wenn man die Darmlängen verschiedener Säugetiere vergleicht:
Um die Nährstoffe pflanzlicher Nahrung aufzuschließen, ist ein langer Darm nötig; Fleisch- und Insektenfresser haben kurze Därme.“
Futtermenge:
Wenn Sie einen sehr ausgehungerten Igel finden, geben Sie bitte zuerst nur Wasser mit Honig zum trinken. Dann beginnen Sie mit kleinen Portionen Futter alle 1/2 1 – 2 Stunden. Je ausgehungerter, desto kleinere Portionen, dafür aber öfter. Magen und Darm müssen sich erst wieder an die Verdauung gewöhnen. Würde man einem ausgehungerten Igel gleich eine volle Portion geben, er sie auffressen, kann er kollabieren! Viele Igel müssen dann ab dem 3. Tag sterben, weil man es „gut gemeint“ hat.
Nach 1 – 3 Tagen hat sich der Körper wieder gewöhnt, und man kann die Futterschüssel einfach immer nur gefüllt halten.
Kleine Igel müssen dann aber ständig Futter zur Verfügung haben. Es gibt keine Mengenbeschränkung!! Erst wenn sie ziemlich ausgewachsen sind (ca. 750 g) reduziert man auf 2 Fütterungen täglich.
Ein satter Igel schläft:
Ein hungriger, kranker Igel läuft herum:
Trinken:
Nur Wasser!
Viele Igel verdursten eher, als dass sie verhungern. Besonders bei Durchfall, Entzündungsprozessen (Fieber) etc. braucht der Körper sehr viel Flüssigkeit. Rein über die Nahrung, auch wenn sie noch so feucht/naß angeboten wird, kann dieser Bedarf NICHT gedeckt werden!
Wer einem Igel Wasser vorenthält, handelt unverantwortlich bis tierquälerisch!
Keine Kuhmilch, Ziegenmilch, Katzenmilch, laktosefreie Milch, Kondensmilch etc. !
Zusätzlich bei Babys unter 150 g – 200 g: Aufzuchtmilch = Ersatzmuttermilch für Kätzchen anbieten.
Diese wird immer als Pulver zum Auflösen in heißem Wasser (besser Fencheltee) im Handel oder beim Tierarzt angeboten. Also bitte nicht mit anderen Katzenmilch-Produkten verwechseln, die nicht gegeben werden dürfen!
Achten Sie bitte bei Muttermilchersatz auf hohen Eiweiß- und Fettgehalt, aber niedrigen Laktosegehalt. Ist letzterer auf der Verpackung nicht angegeben, fragen Sie bitte bei Igelstationen nach empfehlenswerten Produkten nach.
Wenn der Igel aber schon Zähne hat und sich einrollen kann, ist er (UNABHÄNGIG VOM GEWICHT) schon ca. 3 Wochen und wird vermutlich zuerst keine Ersatzmuttermilch mehr annehmen, da zwischen Trennung von der Mutter und Fundzeitpunkt oft schon Tage vergangen sind und die Milch-Verdauungsenzyme nur so lange produziert werden, wie kontinuierlich Muttermilch getrunken wird. Daher muß erst mit einer Verdünnung wieder begonnen werden.
Achten Sie bitte auf den ersten Kot.
Ist er lindgrün, ist die letzte Muttermilchmahlzeit noch nicht lange her!
Ist der Kot braun, kann man je nach Gewicht des Igels auf Muttermilchersatz verzichten oder mit einer starken Verdünnung wieder beginnen.
Bei Igelsäuglingen unter ca. 200 g sollte jedenfalls Muttermilchersatz (die ersten Tage stark verdünnt, bitte Station anrufen – siehe oben!) gegeben werden.
Igel werden normalerweise bis ca. 300 g von der Mutter gesäugt. In der Natur hat schon alles seinen Grund!
Entflohen:
Die Igel reagieren sehr empfindlich auf diverse gängige Flohmittel. Wir raten daher dringend von der Verwendung aller chemischen Mittel ab, egal ob Spray oder Puder. Aber auch alle Pyrethrum-Mittel sind GIFTIG!!!!
Bitte nur Sprays verwenden, die natürliche Substanzen wie Kokosöl und Geraniol enthalten, wie z.B. Bioschutz (siehe Bezugsquellen)
Zecken:
Diese können NUR mit der Zeckenzange entfernt werden. Alle Mittel, die die Zecken abtöten, töten leider auch eine Vielzahl an Igel!
Entwurmen:
Wenn die Igel eine Woche gut und ohne Probleme zunehmen, können und sollten Sie unbedingt bereits mit der Entwurmung beginnen! Eine Kotprobe ist nach unserer (und anderer Stationen) Erfahrung nicht notwendig, da 99 % der Igel sowieso verwurmt sind. Oft ergeben die Tests im Frühstadium, dass angeblich keine Verwurmung vorliegt. Später, wenn der Igel wohlgenährt ist, rächt sich dieser Fehler dann aber fatal!
Es gibt neue Erfahrungswerte und neue Medikamente. Da hat sich sehr viel geändert. Die Dosierung und die Präparate sind vom Gewicht und natürlich der Verwurmungsart abhängig. Bitte bei der nächsten Igelstation oder einen von einer Igelstation/uns empfohlenen Tierarzt fragen: Unsere Tierärzte. Alle von unseren empfohlenen Tierärzten abgegebenen Präparate sind auch für junge und schwache Tiere geeignet. BITTE FRAGEN!
Es gibt Lungenwürmer, Lungenhaarwürmer, Darmwürmer, Darmhaarwürmer, Bandwürmer, Kratzwürmer etc. und jeweils für Igel geeignete Präparate, die allerdings nicht mit den Präparaten für Hunde und Katzen übereinstimmen!
Bei den Weissbrustigeln (Ostösterreich) ist leider vermehrt die Tendenz zu einem Befall mit Riesenkratzwürmern (http://de.wikipedia.org/wiki/Riesenkratzer) festzustellen, während die Braunbrustigel (Westösterreich) mehr von Lungenhaarwürmern befallen sind.
Wichtig:
ES DARF KEIN MITTEL GESPRITZT WERDEN!
ES DARF KEIN ÜBLICHES SPOT-ON PRÄPARAT AUFGETROPFT WERDEN!
ES DARF WEDER PUDER, NOCH EIN SPRAY (chemisch oder mit Pyrethrum) VERWENDET WERDEN!
Diverse für Katzen oder Hunde geeignete Mittel zum Auftropfen (egal ob gegen Flöhe oder Würmer) werden sehr oft, auch bei exakter und vorsichtiger Dosierung NICHT VERTRAGEN UND KÖNNEN ZUM TOD FÜHREN!!!!
Da die Probleme (Leberversagen) meistens erst nach 3 – 4, manchmal auch erst nach 6 Wochen auftreten, werden sie leider sehr oft nicht in Zusammenhang mit diesen Spot-on-Präparaten in Verbindung gebracht.
Kein neu aufgefundener Igel ist „stabil“ !!!
Bedauerlicherweise richten sich noch immer viele Tierärzte lieber nach den Empfehlungen der Pharmaindustrie, statt aus den negativen Erfahrungen der Igelpfleger/Igelstationen zu lernen. Es ist aber eine Tatsache, dass Pharmafirmen immer wieder Medikamente vom Markt nehmen, wenn sich in der Praxis trotz anfänglicher Empfehlung dann doch schwere Nebenwirkungen herausstellen (z.B. Contagan, Schweinegrippeimpfung etc.). Für die Patienten ist es dann zu spät!
ES GIBT GUT VERTRÄGLICHE ALTERNATIVEN!
Sollte dem Igel trotz Abratens ein solches Präparat verabreicht worden sein, wechseln Sie bitte unverzüglich den Tierarzt und beginnen Sie unverzüglich mit einer Leberschutztherapie bei einem versierten Tierarzt.
Wichtig:
Machen Sie jeden Tag eine Gewichtskontrolle!
Wenn keine deutliche Zunahme erfolgt oder sogar eine Abnahme stattfindet, ist Gefahr in Verzug!
Download Pflegeprotokoll: http://proigel.de/merkblaetter/publpdfs/protokoll.pdf